
Heim Energiemanagement Systeme (HEMS): Marktüberblick 2025
Ein Forschungsteam der Hochschule Ansbach und der Technischen Universität München analysierte im Zeitraum November 2024 bis März 2025 den dynamischen Markt für Heim-Ener- giemanagement-Systeme (HEMS). Ziel des noch laufenden Projekts ist es, verfügbare HEMS in Deutschland zu erfassen und deren Funktionen, Spezifikationen sowie praktische Umsetzung zu vergleichen.
HEMS erfüllen zwei zentrale Aufgaben: Sie optimieren durch zeitliche Flexibilisierung von Elektrofahrzeug-Ladeprozessen, Wärmepumpen und Speichern den Eigenverbrauch von PV-Strom sowie die Nutzung dynamischer Tarife. Gleichzeitig ermöglichen sie die Netzintegration steuerbarer Verbrauchseinrichtungen (SteuVE) gemäß § 14a EnWG, um den Eigenverbrauch und die Energiekosten zu optimieren und die Netzstabilität zu unterstützen.
Die Marktrecherche, die bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde, adressierte dabei zwei Kernfragen:
- Welche HEMS sind aktuell verfügbar und wie unterscheiden sie sich?
- Wie bewertet das Fachhandwerk die Praxisimplementierung?
Durch umfangreiche Fragebögen und Interviews liefert die HEMS-Marktübersicht 2025 eine datengestützte Basis für Verbraucher, Fachbetrieb und Hersteller.
Inhalt:
Marktübersicht 2025: Aktuelle HEMS-Entwicklungen
Die größten Herausforderungen beim Kauf eines HEMS
Aktuell verfügbare Systemarten bei HEMS
Die Funktion Photovoltaiküberschuss-Optimierung in HEMS
Die Funktion dynamischer Stromtarif bei gelisteten HEMS
Die Integration von §14a EnWG-Steuervorgängen in HEMS
Herausforderungen und Perspektiven aus Sicht der Installateure
Der Weg zum passenden Heim Energiemanagement System
Marktübersicht 2025: Aktuelle HEMS-Entwicklungen
Insgesamt nahmen 41Unternehmen mit insgesamt 43 Heim-Energiemanagementsystemen (HEMS) an der zweiten bundesweiten Marktumfrage teil. Von diesen Systemen werden 42 im B2B-Segment angeboten, während 13 auch direkt für Endkundinnen und Endkunden (B2C) verfügbar sind. Besonders hervorzuheben ist, dass 16 der B2B-Systeme als sogenannte Whitelabel-Lösungen bereitgestellt werden. Diese ermöglichen es beispielsweise Stadtwerken, Energieversorgern oder Solarteuren, ein Energiemanagementsystem unter eigener Marke anzubieten, obwohl die technische Entwicklung von einem anderen Anbieter stammt. Unter den teilnehmenden Unternehmen finden sich sowohl etablierte Akteure aus der Photovoltaik- und Energiebranche als auch Spezialisten, die sich gezielt auf das Thema Energiemanagement fokussieren.
Die größten Herausforderungen beim Kauf eines HEMS
Ein zentrales Thema für Installateure und Privatkunden ist die sogenannte Herstellerabhängigkeit. Herstelleroffene HEMS bieten offene Schnittstellen und ermöglichen so die Einbindung von Geräten verschiedener Hersteller. Im Gegensatz dazu sind herstellergebundene Systeme auf die eigenen Produkte des jeweiligen Anbieters beschränkt und bieten keine oder nur sehr eingeschränkte Konnektivität zu Geräten anderer Hersteller.
Obwohl fast alle HEMS-Hersteller Listen mit allen kompatiblen Geräten zur Hand haben, hat sich in der Praxis gezeigt, dass diese häufig nicht aktuell sind, z. B. weil neue Produktgenerationen eine andere Konnektivität mitbringen oder Software-Updates Kommunikationsschnittstellen beeinflussen. Was in weiterer Folge die richtige HEMS-Auswahl mühsam macht, da das Zusammenspiel von HEMS und kompatiblen steuerbaren Einrichtungen für jede Einbausituation individuell zu betrachten ist.
Schlüsselfaktoren für die HEMS-Wahl
Die Entscheidung für ein Heim Energiemanagementsystem sollte immer mit einer sorgfältigen Abwägung der Vor- und Nachteile beginnen. Grundlegend ist zuerst, ob es sich um eine Neu- oder Bestandsinstallation handelt. Darüber hinaus spielen neben der Nutzungsdauer und einfachen Nachrüstung des HEMS auch Gedanken zur Skalierbarkeit, Update-Fähigkeit sowie Ausfallssicherheit eine wichtige Rolle, bevor man sich für ein Energiemanagementsystem entscheidet.
In unserem Beitrag Energiemanagementsysteme und der Paragraf 14 a EnWG inden Sie weiterführende Informationen zur umfangreichen Funktionsweise von HEMS.
Aktuell verfügbare Systemarten bei HEMS
Heim-Energiemanagement Systeme können auf unterschiedliche Weise im Gebäude umgesetzt werden. Die Auswahl der Systemart richtet sich nach technischen Anforderungen, Kompatibilität mit vorhandenen Geräten sowie nach strategischen und vertrieblichen Überlegungen der Anbieter. Die folgende Übersicht zeigt, wie sich die 43 untersuchten HEMS am Markt verteilen:
- 46 % eigenständige Controller: Unabhängige Systeme mit einem eigenen Controller, der direkt vor Ort im Gebäude installiert wird.
- 15 % separate Controller mit Zusatzsystem: Diese Controller müssen zusammen mit weiteren Systemen, wie beispielsweise einer Wärmepumpe, erworben werden.
- 17 % Embedded Systeme (eingebettete Systeme): Hier ist das Energiemanagement fest in Geräten wie Batteriespeichersysteme, Hybridwechselrichter oder Wallboxen integriert.
- 11 % Cloud-Systeme: Die Steuerung und Datenverarbeitung erfolgt über eine Cloud-Lösung, meist ohne zusätzliche Hardware vor Ort.
- 7 % sonstige/hardwareunabhängige Systeme: Dazu zählen Angebote, bei denen die HEMS-Software unabhängig von einer bestimmten Hardware genutzt werden kann.
Die Funktion Photovoltaiküberschuss-Optimierung in HEMS
Überschüssiger Solarstrom, der nicht im Haushalt verbraucht wird, würde ohne HEMS ins Netz eingespeist und nach EEG vergütet. HEMS leiten diese Energie stattdessen zu Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen oder Batteriespeichern.
Elektrofahrzeuge werden meist über die Wallbox geladen, wobei der Ladestrom dynamisch an den PV-Überschuss angepasst wird. Alternativ steuern einige HEMS das Fahrzeug via Cloud-API (herstellerabhängig).
Batteriespeicher können auch ohne HEMS Überschüsse nutzen. Die HEMS-Integration erfordert jedoch Zugriffsrechte: Leserechte (z. B. Ladezustand) sind standardmäßig verfügbar, Schreibrechte (Priorisierung der Ladeleistung) ermöglichen gezielte Steuerung oder dynamische Tarifnutzung.
„70 % der HEMS unterstützen die kombinierte Steuerung von E-Auto, Wärmepumpe, Speicher und Heizstab. Schreibzugriffe für Tarifoptimierung sind herstellerabhängig und müssen technisch geprüft werden.“ |
Die Funktion dynamischer Stromtarif bei gelisteten HEMS
Die Integration dynamischer Stromtarife in Heim-Energiemanagement Systemen ist aktuell deutlich weniger verbreitet als die PV-Überschuss-Regelung. Laut Herstellerangaben arbeiten nahezu alle Anbieter aktiv an der Umsetzung, doch die spezifische Integration variiert je nach Verbraucher: Während Elektrofahrzeuge (BEV), Wärmepumpen und Batteriespeicher bereits stärker eingebunden sind, hinken Heizstäbe und Smart-Plugs hinterher. Dynamische Tarife erfordern zudem eine Schnittstelle zum Energieversorger, um den Verbrauch je Zeitintervall zu erfassen und abzurechnen – eine technische Voraussetzung, die noch nicht flächendeckend realisiert ist.
- Elektrofahrzeuge (BEV, über Wallbox oder API): 67 %
- Wärmepumpen: 56 %
- Batteriespeichersysteme: 60 %
- Heizstäbe: 49 %
- Smart-Plugs: 35 %
- Grundfunktionalität (BEV + Wärmepumpe + Speicher + Heizstab): 37 %
Die Integration von §14a EnWG-Steuervorgängen in HEMS
Seit Januar 2024 müssen neu installierte Verbraucher wie Wallboxen, Wärmepumpen oder Batteriespeicher (> 4,2 kW) gemäß § 14a EnWG steuerbar sein, um Netzengpässe zu vermeiden.
Aktuell können 77 % der HEMS § 14a-Steuerbefehle empfangen und umsetzen.
Die Umsetzung erfolgt über verschiedene Steuerschnittstellen, wobei Relais-Steuerung (49 %) und EEBUS-Protokoll (35 %) dominieren. Bei 19 % der Systeme, sind beide Schnittstellen verfügbar. KNX-Secure, eine spezifizierte FNN-Lösung, wird nur von 5 % unterstützt.
Trotz der Fortschritte bleiben Herausforderungen: Einige SG-Ready-Wärmepumpen oder Batteriespeicher lassen sich nicht vollständig über das HEMS steuern und erfordern Direktsteuerungen durch den Netzbetreiber. Zudem planen 26 % der Anbieter die Nachrüstung von EEBUSEEBUS und 2 % die einer Relaiseiner Relaisschnittstelleschnittstelle.
Der Umsetzungsstatus von § 14a-SteuerschnittstellenSteuerschnittstellen (in %)
Steuerschnittstelle | Ja | Geplant | Nein |
§ 14a-Umsetzung (gesamt) | 77 | 5 | 18 |
Relais-Steuerung | 49 | 2 | 49 |
EEBus-Protokoll | 35 | 26 | 39 |
KNX-Secure | 5 | - | 95 |
Relais- und Digitalschnittstelle | 19 | 2 | 79 |
Die Zahlen zeigen, dass die Integration dynamischer Steuermethoden noch ausbaufähig ist, insbesondere bei KNX-Lösungen.
Herausforderungen und Perspektiven aus Sicht der Installateure
Der deutsche Markt für Heim-Energiemanagementsysteme (HEMS) wächst stetig und bietet bereits heute eine große Auswahl an Produkten. Diese Vielfalt bringt jedoch Herausforderungen mit sich:
Unterschiedliche Kompatibilitäten, zahlreiche Funktionen sowie sich ändernde gesetzliche Vorgaben (§ 14a EnWG, § 41a EnWG, § 9 EEG ) sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit von Smart Metern erschweren die Umsetzung in der Praxis. Hinzu kommt, dass die Lösungen nicht nur technisch überzeugen müssen, sondern auch auf die Bedürfnisse und die Zahlungsbereitschaft der Kunden abgestimmt sein sollten. Während aktuell oft technikaffine Kundinnen und Kunden HEMS nutzen, wird sich die Zielgruppe künftig zunehmend auf Laien ausweiten.
Um ein aktuelles Meinungsbild aus der Praxis zu erhalten, wurde im Oktober 2024 eine Umfrage unter rund 300 Teilnehmenden beim Energiemanagement-Tag der EnBW Energiegemeinschaft e.V. durchgeführt. Die Befragten waren überwiegend kleinere und kleine Elektroinstallationsbetriebe.
Gerade im B2C-Bereich setzen größere Unternehmen auf eigene Vertriebs- und Planungsteams, um HEMS-Lösungen gemeinsam mit PV-Anlagen und steuerbaren Verbrauchseinrichtungen umzusetzen. Für kleinere Betriebe wird es daher immer wichtiger, sich frühzeitig mit den aktuellen technischen Entwicklungen vertraut zu machen. Nur so können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, potenzielle Umsatzrückgänge in anderen Bereichen ausgleichen und die Kundenbindung stärken.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind gezielte Qualifikationsmaßnahmen und Weiterbildungen für Installateure notwendig. Gleichzeitig müssen Hersteller ihre Systeme stärker standardisieren und die Transparenz hinsichtlich Kompatibilität und Funktionalität verbessern. Besonders hilfreich wären übersichtliche und stets aktuelle Informationen zur Kompatibilität der angebotenen Systeme.
Die HEMS-Marktübersicht als Download
Erfahren Sie jetzt mehr über die insgesamt 43 Heim Energiemanagement Systeme, die aktuell auf dem Markt erhältlich sind. Um den HEMS Marktüberblick aktuell sowie Verbraucher und Installateure auf dem Laufenden zu halten, wird er in Zukunft jährlich erscheinen.
Hier geht es zur Übersicht der HEMS-Marktumfrage der Hochschule Ansbach: https://database.hems-finder.org/veroeffentlichungen
Der Weg zum passenden Heim Energiemanagement System
Mit dem HEMS-Finder 2.0 können Sie gezielt verschiedene Funktionen auswählen, um ein Heim-Energiemanagementsystem (HEMS) zu finden, das optimal zu Ihren individuellen Anforderungen passt. Die gefilterten Ergebnisse lassen sich durch eine Suchfunktion weiter eingrenzen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, mehrere HEMS direkt miteinander zu vergleichen.
Jetzt ausprobieren: Zum HEMS-Finder
Haben Sie noch Fragen zu Heim-Energiemanagement-Systemen? Besuchen Sie uns am 09.07.2025 im Neckar-Forum in Esslingen. An diesem Tag bieten wir Ihnen praxisnahe Einblicke in die Vorteile und Möglichkeiten, die ein HEMS bietet.
Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie unter: https://enbw-eg.de/hems25
Auch, wenn Sie mehr über die Mitgliedschaft in der EnBW Energiegemeinschaft erfahren möchten, freuen wir uns, Ihnen weiterhelfen zu können.
Hinweis: Das Titelbild wurde mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz erzeugt.