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Gasleitungen

Gaskrise: Wo liegen die größten Herausforderungen?

 

Im Jahr 2021 war Deutschland zu 55 Prozent von Erdgasimporten aus Russland abhängig. Mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine im Februar 2022 wurde nicht nur die Frage, wie es dazu kommen konnte immer lauter. Viele Verbraucher fragen sich spätestens seit dem Anstieg der Gaspreise im Sommer 2022 auch, worauf sie sich im Jahr 2023 einstellen müssen. Erfahren Sie in diesem Beitrag Aktuelles zur Gasversorgung in Deutschland und wie es um Alternativen zum Gas aus Russland aussieht.

 

Die aktuelle Lage zur Gasversorgung in Deutschland


Nach einem deutlichen Rückgang der Füllstände in den deutschen Gasspeichern seit November 2022, meldete die deutsche Bundesnetzagentur Anfang Januar 2023 einen Füllstand von etwas mehr als 90 Prozent. Somit scheint eine Gaskrise vorerst abgewendet zu sein. Da Lage bleibt aber angespannt, denn Experten sehen die größten Herausforderungen erst im Winter 2023/24 auf uns zukommen.

Um die ausgefallenen Gasimporte aus Russland ersetzen zu können, müssten in den nächsten Monaten und Jahren etwa 30 Prozent im Vergleich zum Vorkriegsniveau eingespart werden. Das größte Einsparpotenzial für Gas liegt im Haushaltssektor. Durch einen sparsameren Gasverbrauch in Privathaushalten kann verhindert werden, dass die Industrie ihre Produktion einschränken oder gar Arbeitsplätze abbauen muss.

Was passiert bei einer Gasmangellage?


Eine Gasmangellage entsteht, wenn mehr Gas verbraucht als eingespeichert wird oder wenn die Gasversorgung mit den bisherigen Mitteln in absehbarer Zeit nicht mehr gesichert ist. In so einem Fall setzt die Bundesregierung den dreistufigen „Notfallplan Gas“ in Kraft, was in Deutschland zum ersten Mal schon im März 2022 geschehen ist. Damals wurde die erste Stufe (Frühwarnstufe) ausgerufen, die zweite Eskalationsstufe folgte im Juni 2022 und gilt nach wie vor. In der dritten Stufe wird Gas zugeteilt. Betroffen wären zunächst Wirtschaftsunternehmen, während Bereiche der kritischen Infrastruktur (vorrangig Kliniken) und private Verbraucher weitestgehend verschont bleiben. In der derzeit geltenden zweiten Stufe des deutschen Notfallplans Gas erlaubt das deutsche Energiesicherungsgesetz Preisanpassungen.

Das bedeutet kurz gesagt, dass Gas um jeden Preis beschafft werden darf. Auch dürfen die Energieversorger die Kosten an ihre Kunden weitergeben. Im Hintergrund der Kürzungen der russischen Gaslieferungen im September 2022, mussten in der zweiten Jahreshälfte viele Gashändler um rund 60 Prozent teureres Gas einkaufen, um ihre Gaskunden weiter mit den bereits zugesagten Mengen versorgen zu können. Um die Verbraucher zu entlasten, hat Deutschland deshalb einen ab Januar 2023 geltenden Gaspreisdeckel beschlossen.

Was sind die größten Herausforderungen für Energieversorger und Dienstleister im Energiebereich für die nächsten Monate?


Die deutsche Bundesregierung sieht drei entscheidende Herausforderungen auf die Energieversorger und ihre verbundenen Dienstleister zukommen:

  1. Die Abhängigkeit von Rohstoffen aus politisch instabilen oder gar feindseligen Staaten ist schnellstens zu beenden. Dies betrifft aktuell Russland.
  2. Die Energieversorgung muss schnellstmöglich um neue Technologien erweitert werden. Selbst wenn noch fossile Energieträger genutzt werden, müssen diese auf unterschiedlichen Rohstoffen basieren (Gas, Kohle, Öl) und von verschiedenen Lieferanten (Ländern) kommen.
  3. Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen ist insgesamt deutlich zu reduzieren, was nur durch eine entschlossene Energiewende gelingen kann.

Wie gelingt eine krisensichere und zukunftsfähige Energieversorgung?


Fossile Energieträger belasten nicht nur das Klima, sie sind auch begrenzt und kommen oft aus Staaten, die aufgrund ihrer politischen Systeme keine langfristigen Handelspartner für EU-Staaten sein können. Um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, muss der Ausbau erneuerbarer Energien zügig umgesetzt werden. Dabei bilden vor allem Windenergie und Photovoltaik die Grundlage für eine zukunftsfähige und klimaneutrale Energieversorgung Deutschlands.


Wie wird der Ausbau der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg vorangebracht?

In Baden-Württemberg setzt man auf einen breit aufgestellten Mix aus erneuerbaren Energien. Neben der Nutzung von Biomasse, Solarenergie, Wasserkraft und Geothermie, spielt Energie aus Windkraft die größte Rolle. Die Zahl der Windenergieanlagen stieg von 188 im Jahr 2002 auf 761 Ende 2022. In diesem Kontext stellt die Landesregierung für Windräder künftig mehr Flächen ihres Staatswaldes zur Verfügung. Im Bereich der Onshore-Windkraftanlagen gilt Baden-Württemberg bereits jetzt als Vorreiter in Deutschland und ist als Industriestandort vor einer etwaigen Gaskrise gut gewappnet.


Aber auch Wasserstofftechnologien werden im Bereich alternativer Energiesysteme eine immer bedeutender werdende Schlüsselrolle einnehmen. In diesem Sinne wird der Ausbau innovativer und CO2-freier Wasserstofftechnologien mit diversen Förderprogrammen, wie etwa den Programmen "Klimaschutz und Wertschöpfung durch Wasserstoff (KWH2)" oder "Modellregion Grüner Wasserstoff" unterstützt, um so eine zukunftsfähige Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg etablieren zu können.

Mehr zu den Themen Gasunabhängigkeit und Wasserstofftechnologien, erfahren Sie in unserem nächsten Blogbeitrag „Alternativen zur Gasheizung“.


Tobias Kemmler

"Wir können jeden Tag aufs Neue entscheiden, welchen Einfluss wir auf diese Welt ausüben möchten." - Jane Goodall