Energieeffizientes Bauen: Die Zukunft des Wohnens
Energieeffizient gebaute Häuser leisten einen weiteren wichtigen Beitrag, um den Klimawandel im Gebäudesektor entgegenzutreten. Konkret geht es beim energieeffizienten Bauen darum, den Energieverbrauch zum Wärmen, Kühlen, Lüften oder für die Warmwasseraufbereitung so gering wie möglich zu halten. Weiters gehen wir in diesem Beitrag auf die gesetzlichen Regelungen im Gebäudeenergiegesetz (GEG) rund um das energieeffiziente Bauen ein und klären dabei Fragen zu den Unterschieden zwischen Passivhäusern, Nullenergiehäusern und Plusenergiehäusern.
Inhalt:
Was bedeutet energieeffizientes Bauen?
Energieeffizientes Bauen in Zahlen
Energieeffizienz im Passivhaus
Das Plusenergiehaus als eigenes Kraftwerk
Das Nullenergiehaus zwischen Passivhaus und Plusenergiehaus
Fazit: Energieeffizientes Bauen ist ein wesentlicher Schlüssel in der Energiewende
Vorschau: Die neue Fassung des § 14a im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
Was bedeutet energieeffizientes Bauen?
Darunter versteht man die Bauweise sowie den weiteren Betrieb von Gebäuden, damit sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen und gleichzeitig ein behagliches Wohnklima bieten. Um energieeffizientes Bauen in der Praxis umzusetzen, sind folgende Faktoren ausschlaggebend:
- energieeffiziente Gebäudehülle (Wärmedämmung)
- modernes Heiz- und Kühlsystem sowie
- der Einsatz erneuerbarer Energien
In diesem Zusammenhang müssen weitere Anforderungen und Standards im Gebäudeenergiegesetz (GEG) beachtet werden, die im Januar 2023 neu definiert wurden. Im GEG sind unter anderem die Mindestwerte für die Wärmedämmung sowie für Heiz- und Kühlsysteme und Beleuchtungskonzepte geregelt. Eine wesentliche Änderung im GEG 2023 ist folgende:
- Durften Neubauten vor 2023 maximal 75 Prozent des Jahres-Primärenergiebedarfs verbrauchen, sind es ab 01.01.2023 nur mehr 55 Prozent der Primärenergie, die ein Referenzgebäude mit Durchschnittswerten verbrauchen würde.
- Bis zum Jahr 2025 soll der Jahres-Primärenergiebedarf in energieeffizienten Häusern auf 40 Prozent gesenkt werden.
Der Primärenergieverbrauch von maximal 55 Prozent bei energieeffizienten Gebäuden gilt sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude und wird für jedes Gebäude individuell berechnet. Weitere Änderung im GEG 2023 können Sie hier nachlesen.
Begriffserklärung Primärenergie- und Endenergieverbrauch:
Während sich der Endenergieverbrauch lediglich auf den Energieverbrauch im Gebäude bezieht (Heizen, Kühlen oder Warmwasseraufbereitung) beinhaltet der Primärenergieverbrauch den gesamten Energieverbrauch vom Abbau der Rohstoffe für die Energieerzeugung bis hin zur Energienutzung in Gebäuden.
Energieeffizientes Bauen in Zahlen
Gemäß dem aktuellen GEG sollte der konkrete Energieverbrauch bei einem energieeffizienten Haus unter 35 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter und Jahr (m2a) liegen. Ein Wert der etwa einer Heizleistung von 3,5 Liter Heizöl oder 3,5 m3 Erdgas pro m2a entspricht.
Die größten Wärmeverlustquellen in Gebäuden:
Gebäudekomponenten | Wärmeverlust in % |
nicht ausreichend isolierte Fenster | 30 bis 40 Prozent |
schlecht isolierte Außenfassaden | 20 bis 25 Prozent |
Dachflächen | bis zu 20 Prozent |
Keller (Decken und Außenwände) | 5 bis 10 Prozent |
Energieeffizienz im Passivhaus
In Sachen energieeffizientes Bauen hebt sich das Passivhaus besonders hervor, da es sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll ist. Aufgrund eines durchdachten Baukonzeptes verbraucht ein Passivhaus 75 bis 90 Prozent weniger Heizwärme als durchschnittliche Neubauten oder herkömmliche Gebäude im Baubestand. Damit liegt der Heizenergieverbrauch bei nur rund 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr.
Der äußerst niedrige Energieverbrauch wird durch eine effiziente Wärmedämmung der Außenfassade sowie besonders isolierter Fenster ermöglicht. Wie es der Name bereits sagt, bezieht ein Passivhaus die benötigte Energie passiv, erzeugt sie also nicht selbst. Unter anderem wird die Energie aus einfallender Sonnenwärme sowie der Abwärme der Bewohner gewonnen. Zur Energieerzeugung wird häufig ein einfaches Heizsystem (meist eine zentrale Warmwasserheizung mit Radiatoren, Rohrleitungen und zentralen Öl- oder Gaskesseln) genutzt. Mittels einer speziellen Lüftungsanlage mit einem Wärmerückgewinnungssystem wird die Abluft wieder als Wärme verfügbar gemacht - was nicht nur die Energiekosten senkt, sondern auch für niedrige Temperaturunterschiede und ein behagliches Wohnklima sorgt.
Das Plusenergiehaus als eigenes Kraftwerk
Unter Plusenergiehäuser versteht man Gebäude, die mehr Energie erzeugen als sie für den Eigenbedarf benötigen. Der Stromüberschuss kann entweder in Pufferspeichern zwischengespeichert oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Am häufigsten kommen in Plusenergiehäusern PV-Anlagen, Solarthermie oder Geothermie zum Einsatz. Während der Heizwärmebedarf eines Passivhauses 15 kWh m²a nicht überschreiten darf, kann dieser Richtwert bei Plusenergiehäusern noch weiter unterschritten werden.
Das Nullenergiehaus zwischen Passivhaus und Plusenergiehaus
Ein Nullenergiehaus erzeugt genauso viel Energie, wie seine Bewohner benötigen und vereint das Beste aus Passivhaus und Plusenergiehaus. Einerseits arbeiten Nullenergiehäuser wie Passivhäuser mit einer optimalen Wärmedämmung und einem Wärmerückgewinnungssystem. Andererseits produzieren sie die darüber hinaus benötigte Energie wie Plusenergiehäuser mittels erneuerbaren Energien sowie kleindimensionierter Solar- oder Geothermie Anlagen. Da auch Plusenergiehäuser häufig auf dem Konzept von Passivhäusern beruhen, gibt es zwischen Nullenergie- und Plusenergiehaus keine nennenswerten bautechnischen Unterschiede.
In der Praxis ist es möglich ein Passivhaus mit moderner Heiztechnologie sowie in Kombination mit erneuerbaren Energien in ein Nullenergie- oder Plusenergiehaus umzuwandeln. Auch was Fördermittel für energieeffizientes Bauen betrifft: Je höher die Energieeffizienz eines Gebäudes ist, desto höher sind auch die entsprechenden Förderhilfen!
Fazit: Energieeffizientes Bauen ist ein wesentlicher Schlüssel in der Energiewende
Laut einer Studie fällt weltweit mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs im Bau- und Gebäudesektor an. Das Streben weniger Energie in Häusern zu verbrauchen, bedeutet nicht nur die Schonung von Ressourcen und die Reduzierung der CO2-Emissionen: In energieeffizienten Gebäuden fallen weit weniger Betriebskosten an, als in nicht energetisch sanierten oder errichteten Bauwerken. Um nachhaltiges und ökologisch verantwortungsbewusstes Bauen wird deshalb in Zukunft kein Weg vorbeiführen.
Vorschau: Die neue Fassung des § 14a im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
In unserem nächsten Beitrag beleuchten wir, was hinter den Begriffen "steuerbare Verbrauchseinrichtungen" und "netzdienliches Verhalten" steckt, da das EnWG seit 01.01.2023 eine Reduzierung der Netzentgelte von Verbrauchern vorsieht, die mit ihrem Netzbetreiber eine Vereinbarung über eine netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen abgeschlossen haben.
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Tobias Kemmler "Wir können jeden Tag aufs Neue entscheiden, welchen Einfluss wir auf diese Welt ausüben möchten." - Jane Goodall