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Dynamischer Stromtarif: Voraussetzung und Vorteile

Dynamische Stromtarife ermöglichen die gezielte Nutzung von Strom zu Zeiten, in denen die Preise besonders günstig sind. Da sich diese unmittelbar nach Angebot und Nachfrage an der Strombörse richten, können sie im Tagesverlauf erheblich schwanken. Mit Apps der Energieanbieter ist es jedoch möglich, bereits einen Tag im Voraus die günstigsten Zeiten für den nächsten Tag zu erkennen, um stromintensive Geräte effizient und kostensparend einzusetzen.

Im weiteren Verlauf dieses Beitrags erfahren Sie, welche technische Voraussetzung für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs erforderlich ist, wie die Strompreise an der Börse gebildet werden und wie sich der Strompreis für Endkunden zusammensetzt.

Inhalt:

Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Wie entstehen dynamische Strompreise?

Wie setzt sich der Preis bei dynamischen Stromtarifen zusammen?

Gibt es Voraussetzungen, um einen dynamischen Stromtarif nutzen zu können?

Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Fazit: Die Vorteile und Nachteile dynamischer Stromtarife

Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Ein dynamischer Stromtarif ist ein Stromvertrag, bei dem der Preis pro Kilowattstunde (kWh) nicht als fester (statischer) Wert vom Stromlieferanten vorgegeben wird. Stattdessen passt sich der Preis regelmäßig – meist im Viertelstundentakt – an die aktuellen Börsenpreise an.

Das bedeutet: Die Schwankungen des Strompreises am Markt werden direkt an die Kunden weitergegeben. Verbraucher zahlen somit für jede verbrauchte Kilowattstunde den aktuellen Marktpreis, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet und sich im Tagesverlauf mehrfach ändern kann.

Wie entstehen dynamische Strompreise?

Dynamische Strompreise entstehen an der Strombörse, dem zentralen Marktplatz für kurzfristigen Stromhandel. In Europa ist dafür vor allem die EPEX Spot (European Power Exchange) mit Sitz in Paris verantwortlich. Hier kaufen und verkaufen Energieversorger Strommengen für den nächsten Tag oder sogar für die nächsten Stunden.

Die Preise werden dabei durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt: Ist viel Strom verfügbar und wird wenig benötigt sinken die Preise, wie beispielsweise nachts oder an sonnigen und windigen Tagen mit hoher Einspeisung erneuerbarer Energien. Steigt die Nachfrage, zum Beispiel tagsüber oder am Abend, wenn viele Haushalte Strom verbrauchen, oder das Angebot knapp ist, steigen die Preise entsprechend.

Besonders erneuerbare Energien können die Preisschwankungen stark beeinflussen: Je mehr Wind- und Solarstrom im Netz ist, desto günstiger wird der Strom oft für Verbraucher mit dynamischem Tarif.

Wie setzt sich der Preis bei dynamischen Stromtarifen zusammen?

Dieser setzt sich für Endkunden aus mehreren Komponenten zusammen. Etwa 27 % entfallen auf Netzentgelte, die für die Nutzung und den Ausbau der Stromnetze erhoben werden. Weitere 29 % machen Steuern, Abgaben und Umlagen aus, darunter die Mehrwertsteuer und verschiedene staatliche Umlagen. Dieser Anteil von rund 56 % ist fix und bleibt unabhängig von den Preisschwankungen an der Strombörse konstant.

Die übrigen 44 % des Strompreises sind variabel und setzen sich aus den Kosten für Strombeschaffung, Vertrieb, Margen sowie insbesondere den Einkaufskosten an der Strombörse zusammen. Diese variablen Kosten unterliegen den Schwankungen des Strommarktes: Bei einem Überangebot an Strom, etwa an sonnigen oder windigen Tagen, kann der Börsenpreis sogar negativ werden. Wenn das der Fall ist, zahlen Erzeuger dafür, dass sie ihren Strom ins Netz einspeisen können. Für Endkunden bedeutet das wiederum besonders günstige Strompreise. Umgekehrt steigen die Preise meist morgens und abends, wenn die Nachfrage hoch ist.

Weitere Einflussfaktoren auf den Strompreis

Neben Wetter und Tageszeit gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die den Strompreis beeinflussen. Dazu gehören die Preise für Brennstoffe wie Gas, Kohle oder Öl, die für die Stromerzeugung eingesetzt werden sowie die Kosten für Emissionszertifikate im Rahmen des europäischen Emissionshandels. Auch politische Entscheidungen, etwa zur Förderung erneuerbarer Energien oder zur Regulierung des Strommarkts sowie wirtschaftliche Entwicklungen und internationale Krisen können sich spürbar auf die Strompreise auswirken.

Durch diese Vielzahl an Einflussfaktoren ist der Strompreis besonders bei dynamischen Tarifen oft starken Schwankungen unterworfen.

Gibt es Voraussetzungen, um einen dynamischen Stromtarif nutzen zu können?

Ein intelligentes Messsystem (iMSys), auch Smart Meter genannt, ist die wichtigste Voraussetzung für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs. Der Smart Meter kann den Stromverbrauch im 15-Minuten-Takt erfassen und die Daten automatisch über den Messstellenbetreiber an den Stromanbieter übermitteln.

Dadurch hat der Anbieter die Möglichkeit, die Preise dynamisch und entsprechend des individuellen Stromverbrauchs zu berechnen. Falls im Haushalt noch kein intelligentes Messsystem installiert worden ist, kann man beim Messstellenbetreiber nachfragen, um die Installation eines Smart Meters voranzutreiben.

Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Wer in der Lage ist, den Stromverbrauch aktiv in Zeiten niedriger Preise zu verlagern, kann von deutlichen Kosteneinsparungen profitieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien leisten. Um das Potenzial dynamischer Tarife optimal zu nutzen, gilt es im Alltag einiges zu beachten, wie etwa:

  • Energieintensive Tätigkeiten wie Wäsche waschen und trocknen oder das Laden eines Elektroautos gezielt in günstige Zeitfenster zu legen, in denen der Strompreis niedrig ist. Dadurch lassen sich die Stromkosten für diese Anwendungen reduzieren.
  • Besonders effektiv ist die Nutzung dynamischer Tarife in Kombination mit steuerbaren Verbrauchern wie Wärmepumpen oder Wallboxen. Werden diese Geräte zu Zeiten mit niedrigen Börsenpreisen betrieben, sinken die Heiz- und Ladekosten deutlich.
  • Die Integration eines Heim Energiemanagement Systems (HEMS) bietet zusätzliche Effizienz. Ein HEMS kann den Stromverbrauch automatisch an die aktuellen Preise anpassen, indem es beispielsweise Waschmaschinen, Wärmepumpen oder Ladevorgänge von Elektrofahrzeugen entsprechend steuert.

Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich daher vor allem für Haushalte mit steuerbareren Verbrauchern und der Bereitschaft, den eigenen Stromverbrauch flexibel zu gestalten. Auch für Nutzer mit Photovoltaikanlage und Batteriespeicher kann die Kombination mit einem dynamischen Tarif attraktiv sein, da Eigenverbrauch und Netzeinspeisung gezielt optimiert werden können.

Fazit: Die Vorteile und Nachteile dynamischer Stromtarife

Dynamische Stromtarife bieten die Möglichkeit, Stromkosten zu senken, indem der eigene Verbrauch gezielt in Zeiten mit niedrigen Preisen verlagert wird. Durch diese Flexibilität fördern solche Tarife zudem die Nutzung erneuerbarer Energien, da besonders günstige Preise häufig dann entstehen, wenn viel Wind- oder Solarstrom ins Netz eingespeist wird. Wer einen dynamischen Tarif nutzt, kann den eigenen Stromverbrauch aktiv steuern und so nachhaltiger agieren.

Allerdings bringen dynamische Tarife auch einige Herausforderungen mit sich. Die Preise schwanken im Tagesverlauf und können in bestimmten Zeitabschnitten deutlich ansteigen. Wer die aktuellen Preise nicht im Blick behält oder den Verbrauch nicht entsprechend anpasst, riskiert, am Ende mehr zu zahlen als bei einem klassischen Tarif mit festen Preisen. Zudem variieren die günstigen und teuren Zeitfenster täglich, was einen erhöhten Planungsaufwand bedeutet. Um die Vorteile dynamischer Tarife voll ausschöpfen zu können, muss der Stromverbrauch entweder in Eigenregie aktiv gesteuert werden oder man integriert ein Heim-Energiemanagement-System (HEMS), das die Anpassung automatisch und komfortabel übernimmt. 

Haben Sie noch Fragen zu dynamischen Stromtarifen? Auch, wenn Sie mehr über die Mitgliedschaft in der EnBW Energiegemeinschaft erfahren möchten, freuen wir uns, Ihnen weiterhelfen zu können.

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